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[94] Die Welt ist falsch; nur Du bist treu,
Das that ich oft gewahren;
So mach' von ihr mich los und frei,
Daß ich zu Dir kann fahren.
Laß Alles mich meiden
Für Dich und mit Dir,
Laß fröhlich mich scheiden,
Was hab' ich an ihr?
Was ich versäumt, was ich gefehlt,
Dir kann ich's nicht verhehlen;
Was mich erfreut und was mich quält,
Will ich Dir ganz befehlen.
Und willst Du mir Gaben
Und Wünsche verleihn:
Dich selbst muß ich haben,
Dein selbst will ich sein.
[95]
Laß mich, daß Berg und Thal erschallt,
Dein Lob der Erde singen,
Ein reines Herz, das feurig wallt,
Zu Dir gen Himmel schwingen,
Daß tief es empfinde,
Wie Du mir so treu,
Und streu' in die Winde
All glänzende Spreu.
Auf Deine Kraft hab' ich vertraut,
So laß im Kampf mich siegen,
Laß mich als Deine sel'ge Braut
In Deine Arme fliegen.
O Gnade! o Fülle!
Wie liebt mich mein Freund:
Sein ewiger Wille
Hat selbst uns vereint.
Und wollen meine Sünden Dich
Von meinem Herzen drängen,
So will ich fest und fester mich
An Deinen Busen hängen.
[96]
Es muß ja die Liebe
Der Liebe verzeihn,
Und heilige Triebe
Wirst Du mir verleihn.
Wo ist Dein goldnes Hochzeitshaus,
Drin Du mich willst erwarten?
Wo sproßt mein weißer Rosenstrauß
In Deinem ew'gen Garten?
O, zeig' ihn von ferne
So leuchtend und schön,
Daß jauchzend ich lerne
Die Erde verschmäh'n!
Berlin, 1818.
Ausgewählte Ausgaben von
Lieder (Ausgabe von 1879)
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