Januar.

[175] 1. Poetisches redigirt und mundirt. Nebenstehendes: Herrn Professor Zelter nach Berlin. Herrn Notar Mack nach Hildesheim. An Frau von Pogwisch. – Mein Sohn erzählte die Ereignisse des gestrigen Erholungsballes. Das Nothwendigste besorgt. Vorläufige Tecturen für das Jahr eingerichtet. Mittag Professor Riemer. Verhandelten das Vorliegende. Gegen Abend Herr Canzler von Müller. Später der Landesdirektionsrath Töpfer.

2. Erhielt ein Schreiben von Herrn von Cotta. Ingleichen von Herrn Soret. Frau von Diemar besuchte mich. Mit John alles möglichst geordnet. Mittag Hofrath Vogel. Krankengeschichten. Manches in Bezug auf polizeylich-medicinische Thätigkeit. Fortgesetzte Umsicht, Nachdenken und Revision. Herr Frommann der Jüngere. Über sein Tageblatt, der Thüringer Volksfreund, dessen Redaction er übernommen. Über Liberalismus und Radikalismus. Die großen Vortheile des[175] einen, die bedenklichen Gefahren des andern. Demoiselle Frommann, Abschied zu nehmen. Demoiselle Jacobi; über Charaktere und Zustände bedeutende Unterhaltung. – An die Frau Großherzoginn-Mutter, die letzte Lieferung meiner Werke. An die regierende Frau Großherzogin, Geschäfts-Promemoria.

3. Nebenstehendes: Herrn W. J. Sintenis nach Leipzig, sein Manuscript zurück. An Herrn Bürgermeister Beyer nach Eisenach, Zeichenblätter der Gewerkschule zurück. – Poetisches gefördert. Manches zum Geschäft gehörig. Ordnung der Tageshefte. Mein Sohn fuhr nach Erfurt. Ottilie erzählte mir von einer einzuleitenden Mittwochsgesellschaft zu musikalischen Zwecken. Mittag Dr. Eckermann. Er hatte sein Gedicht für Bayern vollendet und theilte solches mit. Nachher allein. Betrachtete eigene poetische Angelegenheiten näher.

4. Einiges ausgeführt und mundirt. Geh. Hofrath Völkel giebt Nachricht der zweyten Verwilligung von 1400 Thalern. Einige Concepte. Die Acten bezüglich auf die Geschäfte der Frau Großherzogin, welche bisher in Tecturen gelegen, zu heften angefangen. Herr Geh. Rath Schweitzer Excellenz freundlicher Neujahrsbesuch. War von dem schleichenden und einschleichenden Pietismus die Rede. Mittags für mich. Betrachtung und[176] Bemühung fortgesetzt. Eckermanns Gedicht nochmals betrachtet. Die neusten Weltbegebenheiten überlegt. Proben einer altdeutschen Sprache communicirt von Lacher in Speyer. Herr Canzler von Müller. Ihro Königliche Hoheit der Großherzog. Vorarbeiten für morgen früh. – Herrn Geh. Hofrath Völkel, hier.

5. Poetisches concipirt und mundirt. Einige Geschäftsexpeditionen. Meines Sohnes Anregung wegen der bevorstehenden Maskerade. Mittag Wölfchen. Nachher fortgesetzte Vorbereitung zu dem allernächst Abzuthuenden. Abends Professor Riemer. Die bevorstehende Maskerade, die er mit einzurichten beauftragt worden, durchsprechend. Vorher Generalsuperintendent Röhr.

6. Poetisches vorgerückt, concipirt, mundirt, eingeschaltet, abgerundet. Nebenstehendes: Herrn W. J. Sintenis nach Leipzig. Herrn Dr. Weller, Jena. Herrn Major von Knebel, dahin. – Hofgärtner Baumann, den Holzbedarf erinnernd, deßhalb schon Verfügung ergangen war. Besprach mit ihm die Jenaischen Zustände in Absicht auf Botanik und Gartenkultur. Mittag Dr. Eckermann. Unterhaltung wegen seines Gedichtes. Blick in das Reich der Gnade von Krummacher. Merkwürdig genug als Erzeugniß des Tages in einer frommen niederländischen Gemeinde. Demoiselle Seidler, wegen einiger künstlerischen Angelegenheiten.[177] Demoiselle Jacobi, den vorseyenden Maskenzug, einige Inserate des Chaos betreffend.

7. Poetisches concipirt und mundirt. Secretär Kräuter machte Ordnung in den Büchern, John in den Rechnungen. Um 12 Uhr Frau Großfürstin und Demoiselle Mazelet. Abbildung des in Brüssel entwendeten Schatzes. Königreich Griechenland. Mittag für mich. Schreiben von Director Glenck. Sorge wegen dem Gesundheitszustand der Frau Großherzogin-Mutter. Abends Geh. Legationsrath von Conta. Zollangelegenheit retardirt durch die Braunschweigischen Händel. Hernach Serenissimus. Heitere Unterhaltung über Nachwirken der ersten Jugendeindrücke.

8. Poetisches fortgesetzt. Hofrath Vogel, Nachricht von dem Befinden der Frau Großherzogin bringend. Einige Zettel zur Autorisation von Kräuter vorgelegt. Ottilie das Neuste von dem Festaufzuge erzählend. Vorläufiger Aufsatz über die Zustände in Gemarke. Mittag für mich. Über den Ursprung der Menschen und Völker von Christian Kapp. Historisch-kritisch-etymologisches Bestreben eines gewissen, mit eigenen Gedanken und Richtungen beschäftigten Gelehrtenkreises, von dem unsereiner sich weghalten muß. Schreiben von Edmund Reade aus London wegen seines Cains.

9. Von Baumann gesendet Oxalis versicolor. Poetisches concipirt und mundirt. Manches andere[178] geordnet. Der neuangekommene Regierungsrath Thon zum Besuch. Mittag Hofrath Vogel, tröstliche Nachricht von der Frau Großherzogin bringend. Gespräch über mancherley vorfallende Krankheiten. John schrieb den Brief an Ihro Majestät den König von Bayern ab. Abends Ihro Königliche Hoheit der Herr Großherzog. Risse des alten Ilmenauer Schlosses. Charaktermaske zum nächsten Feste. – Frau Großherzogin, die lithographirte Nachbildung der Juwelen gesendet. Professor Göttling, ein Exemplar 6. Lieferung für ihn, ein anderes für die Bibliothek. An Dr. Eckermann, gleichfalls ein Exemplar. An Maler Preller nach Rom.

10. Poetisches concipirt und mundirt. Cammerconsulent Schnauß und Sohn. Einladungskarten an Geh. Rath Schweitzer und Generalsuperintendent Röhr. Mittag Dr. Eckermann. Über die Thätigkeit der hier befindlichen Engländer. Ihm einiges Poetische communicirt. Gespräch über dergl. Verlauf. Zeitungen und sonstiges Neue. Abends Oberbaudirector Coudray. Die vorgeschlagenen Maskendurchzeichnungen nach Theatercostumes. Antike und Nationalgestalten, sehr glücklich und lobenswürdig durchgeführt.

11. Übersicht der Poetischen Vorsätze und Schematismen. Nebenstehendes: Serenissimo, wegen dem[179] Costüm zur nächsten Maskerade. Der Frau Großherzogin, Verzeichniß der im December eingegangenen Bücher. – Le Temps, bis Ende des vorigen Jahrs geheftet, an Herrn Geh. Rath Schweitzer geschickt. Mittag derselbige mit Herrn Generalsuperintendent Röhr. Gegen Abend Herr Canzler von Müller. Sodann für mich. Der Curiositäten 10. Band gelesen. In Erinnerung vergangener Zeiten. Manches Angenehme aufgefrischt.

12. Nebenstehendes: Sr. Majestät des Königs von Bayern, Herrn Ludwig. An Herrn Feilner, Ofenfabrikant in Berlin. Herrn Professor Zelter, dahin. Rechnungssache der Separatkasse. Schreiben von Herrn Reichel. Über den 31. Band und dessen Stärke. Ich nahm hierauf das Manuscript des 32. Bandes vor, das daran Desiderirte zu berichtigen. Ich speiste für mich und fuhr in solchen Betrachtungen fort. Französische Tagesblätter. Demoiselle Jacobi. Mittheilung von Nürnberger Fastnachtslustbarkeiten aus den Curiositäten. Professor Riemer. Er las mir seine wohlgerathenen Gedichte zum Maskenzuge vor. Wir unterhielten uns weiter über diese Angelegenheit. Alsdann communicirte ich ihm die problematischen altdeutschen Gedichte, welche er mit besonderem Interesse aufnahm.[180]

13. Zum 32. Bande die Bemühungen weiter fortgesetzt. Mancherley Notizen zusammengesucht, verschiedene Lücken auszufüllen. Secretär Kräuter zu diesen Zwecken. Nebenstehendes: Herrn Neureuther nach München. Herrn Börner, Kiste mit Ölgemälden zurück. Herrn Professor Göttling den 28. Band meiner Werke zur Revision. – Kapp contra Schelling, in Bezug auf des Ersteren Schrift von den Menschen und ihrer Entstehung. Mein Sohn wegen einiger Medaillen. Ottilie wegen der Maskerade und des Chaos. Mittag Dr. Eckermann. Unterhaltung über einige Monita zum Bande 32. Nachher fortgefahren in Kapps Ursprung der Menschen und Völker. Einiges Poetische vorbereitet. Mein Sohn kam später aus dem Schauspiel, indignirt über einige freylich sehr ungeschickte Darstellungen. Die guten Modernen wissen freylich nicht mehr, wornach sie greifen, noch welchem Heiligen sie sich widmen sollen.

14. Vielfaches Zerstreutes und Zerstreuendes. Desiderata des 32. Bandes. Secretär Kräuter, angekommene Bücher bringend. Rechnungen berichtigend. Einige Geschäftssachen. Mein Sohn wegen seiner Maske. Schuchardt eine bey'm Abbrechen eines Hauses in Buchfart gefundene eiserne Maske bringend; sie scheint mit plastischem Verstande in Blech getrieben, wohlgebildete Züge[181] darstellend. Die Frau Großherzogin und Demoiselle Mazelet. War von innern und äußern Verhältnissen die Rede. Manches durchgesprochen. Abends der Großherzog. Überlegung auf morgen.

15. John fuhr im Schlitten nach Tannroda, um die Porträts abzuholen. Mit Schuchardten Verschiedenes concipirt und mundirt, auch vorbereitet. Um 12 Uhr Friedrich Frommann und Braut. Hofrath Meyer. Zeigte demselben den Umriß der Medusa vor und anderes inzwischen Angekommenes. Anderes besprochen. Er blieb zu Tische, ob er gleich schon gespeist hatte, bis gegen Abend. Abends Professor Riemer. Wir gingen Stanzen zu dem vorseyenden Aufzuge durch, auch die problematischen sogenannten althochdeutschen Gedichte.

16. Nebenstehendes: An Fräulein Schopenhauer nach Bonn. – Poetisches aus den Concepten geordnet. Ein neues Schema dictirt. Die von John eingebrachten Bilder näher betrachtet. Schmeller lieferte das Porträt des Herrn von Poseck. Herr Hofrath Meyer mit Auftrag von Ihro Kaiserlichen Hoheit. Mittag Herr Hofrath Vogel. Nach Tische sein Töchterchen und Alma. Ich beschäftigte mich mit einigem Poetischen, dann aber auch mit Berichtigung der Chronik. Brief von Zeltern, eine Streitfrage sehr wohl[182] auseinanderlegend. Abends für mich. Obiges fortsetzend.

17. Nebenstehendes: Herrn Grafen Sternberg, Excellenz, 6. Lieferung meiner Werke. Herrn Börner 45 Thlr. 17 Gr. nach Leipzig. – Poetisches mundirt und schematisirt. Die Tage- und Jahreshefte vorgenommen. Herr von Lyncker von Kötschau. Riemer sendete das Festgedicht. Es ging mit einigen Bemerkungen zurück. Mittag Dr. Eckermann. Einige Vorlesung. Unterhaltung darüber. Gegen Abend Herr Geh. Rath von Müller. Ich fuhr fort die französischen Tagesblätter zu lesen.

18. Einiges Poetische. Den Aufsatz über die Krummacherischen Predigten für Herrn Generalsuperintendent Röhr. Herr Geh. Hofrath Helbig. Herr Consistorialdirector Peucer. Herr Geh. Rath Schweitzer. Die besprochenen Geschäfte weiter durchgedacht. Mittag für mich. Obwaltende Controversen durchdenkend. Gegen Abend Hofrath Soret. Einiges wegen seiner Übersetzung der Metamorphose besprochen.

19. Die nöthigen Concepte zu dem vorliegenden Geschäft ausgefertigt. Einiges Poetische bedacht und berichtigt. Dr. Kämpfer nach dem Ableben des Bergrath Wahl als Provincial-Physikus angestellt. Sodann Revisor Geist als Blumenliebhaber. Ihn über einige mitgetheilte Monstrositäten[183] besprechend, andere zusagend. Das Nähere über seine Geschäftsverhältnisse. Vorher Secretär Kräuter wegen des Professor Wolff, gegenwärtig in Jena, Zudringlichkeiten. Mittag für mich. Poetisches überlegend. Professor Riemer mir seine Festgedichte vorlegend, über darin beliebte Abänderung sich besprechend. Walther unterhielt mich eine Zeitlang mit seinen Liebhabereyen, die ich denn zu seinem großen Vergnügen gerade zu begünstigen Gelegenheit hatte.

20. Nebenstehendes: Herrn Generalsuperintendent Röhr, die Krummacherischen Predigten zurück mit einem Aufsatze. Herrn Dr. Weller, wegen des ihn betreffenden Geschäftes. Herrn Hofrath Döbereiner, einen silbernen Löffel mit oberflächlicher Verguldung. – Concept Berichts. Nähere Betrachtung der Angelegenheit. Generalsuperintendent Röhrs Antwort und Anfrage. Revisor Geist, einiges Botanische, besonders Monstrosen vorweisend. Ihro Hoheit der Großherzog, einiges über das vorliegende Geschäft besprechend. Mittag Dr. Eckermann. Demselben einiges mitgetheilt, den Zustand der Engländer besprochen. Histoire de France par Bignon zu lesen angefangen.

21. Nebenstehendes: Herrn Geh. Rath Schweitzer, den zu erlassenden Bericht in Concept übersendet. – Einiges zur Lehre der Spiraltendenz im[184] Pflanzenleben, bezüglich auf die gestern erhaltenen Mittheilungen. Einiger Fortschritt in Revision der Chronik. Ihro Kaiserliche Hoheit die Frau Großherzogin. Einiges zu Aufschluß und Beschwichtigung der leidenschaftlich verworrenen Angelegenheit, die aber durch einsichtigen guten Willen schon beseitigt worden. Mittags für mich. Fortgesetztes Lesen der neuern französischen Geschichte durch Bignon. Mannigfaltige Sendungen, welche in das deutsche Litteraturwesen gar wundersame Blicke werfen lassen.

22. Nebenstehendes: Mundum des Berichtes an Herrn Geh. Rath Schweitzer. Auf's Hofamt bezahlt restirende Gelder für Madeira. An Professor Hoffmann die Rechnung des Banquier Mylius in Mayland. – Die Revision der Chronik fortgesetzt. Mittag für mich. Bignons Napoleontische Geschichte. Mannigfaltige Überlegungen. Die Kinder beschäftigten sich mit Voranstalten zu Charaden bey Präsident von Schwendler aufzuführen, welches auch Abends mit Glück geschah.

23. Nebenstehendes: Herrn Bibliotheks-Secretär Kräuter den Wolffischen Brief. Herrn Frommann d. J., Jena, die ersten Bogen der französischen Übersetzung meiner Metamorphose. – Secretär Kräuter, über die an Frau Großherzogin zum Ansehen abzugebenden Medaillen. Setzte die Revision der Chronik fort. Mittag[185] Hofrath Vogel, welcher von seiner frühern Ansicht meiner Werke sprach, die er nach näherer Bekanntschaft mit mir nun besser zu verstehen glaubte. Nach Tische Herr Frommann. Über den von ihm herausgegebenen Volksfreund und einige Hin- und Widerreden deßhalb. Schönes Beyspiel von Vicia faba, wobey verkümmerte Haupttriebe die hinter den Cotyledonblättern runden Augen deutlich hervorgetrieben hatten. Umfüllung bey dieser Gelegenheit der früher aufgehobenen Exemplare mit Brandewein. Abends Fräulein Jacobi, merkwürdige Darstellung von Familien- und Gesellschaftsverhältnissen.

24. Revision der Chronik. Den ganzen Morgen damit zugebracht. Herr Chevalier Lawrence um 12 Uhr. Dr. Eckermann zu Mittag. Manches verhandelt. Er berichtete, daß er die Unterhaltungen fortsetze. Anderes auf Engländer und den jungen Prinzen Bezügliches. Ottilie, erzählend von den gestrigen Aufführungen bey Schwendlers, von sonstig Geselligem, dem nächsten Maskenaufzug und dergleichen. Französische Tagesblätter. Abends Oberbaudirector Coudray, von Geschäfts- und geselligen Zuständen.

25. Fortgesetzte Revision der Chronikhefte, sowohl für mich als mit John. Zelter sendete die Briefe von 1828. Das Jahr 1828 und 29. Nach Herrn von Gagerns Rubriken in Parallel gestellt. Jene[186] Correspondenz Johnen übergeben. Mittag für mich. Revue Française No. 12, Novbr. 1829. Vorzüglich schöner Aufsatz über Spanien, vielleicht von Salvandy. Abends Herr Soret, mir seine Arbeiten über Herrn Dumonts nachgelassene Werke vorlegend; eine Arbeit, die ohne tiefempfundene Pietät für den Verstorbenen nicht hätte geleistet werden können.

26. Gestrige Lectüre fortgesetzt. Das Manuscript der Chronik dem Abschlusse näher gebracht. Schreiben an Zelter. Mittag für mich. Hauptsächlich mit der Revue Française beschäftigt. Die Revision der nächsten Absendungen fortgesetzt. Manches beseitigt. Abends allein. Nachher Fräulein Ulrike. Von den nächsten geselligen Zuständen mich unterhaltend. Von Herrn Soret mitgetheiltes Manuscript, Herrn Dumonts Reise von London nach Paris und dortigen Aufenthalt betreffend. – Herrn Factor Reichel, mit Rücksendung einer gewünschten Correctur, Augsburg.

27. Fortgesetzte Revision des Tagebuchs. Revue Française. Nebenstehendes: Herrn Professor Göttling, Brief und 29. 30. Theil meiner Werke. – Mittag Dr. Eckermann. Einiges über sein Geschäft mit den Engländern und dem kleinen Prinzen. Sonstige Bemühungen. Verzeichnung an den Unterhaltungen. Fortgelesen an der Revue Française. Herr Canzler von Müller mancherley,[187] besonders aber von dem neulichen geistreichen Feste bey Schwendlers erzählend.

28. An den Chroniken, Concepte und Abschriften. Mein Sohn referirend von der Probe gestern Abend. Geh. Hofrath Helbig eine Sendung von Artaria überbringend. Eine Forderung von Levrault von Straßburg einreichend. Die Gesundheitszustände der Frau Großherzogin-Mutter besprechend. Frau Großherzogin und Demoiselle Mazelet. Mittag für mich. Absolvirte die Revue Française. Die eingekommenen französischen Tagesblätter; der Globe hatte sich für täglich erklärt. Studirte nachher den von Geh. Rath Stiedemann mir übersendeten amtlichen Bericht über die dießjährige Versammlung der Naturforscher in Heidelberg. Alles sehr erfreulich, nur noch immer nichts als Monologe. Nicht zwey Forscher, die zusammenarbeiten und wirken. Abends Ihro Königliche Hoheit der Herr Großherzog. Später obige Lectüre fortgesetzt. Poetische Blicke.

29. Fortleitung. Nebenstehendes ausgefertigt: Herrn Professor Zelter, Berlin. – Abschluß der Chroniken. Mittag für mich. Gegen Abend Fräulein Jacobi und Professor Riemer. Erstere wegen einem nach Frankfurt zu sendenden Brief anfragend. Sodann nebst dem Herrn Professor über den vorseyenden Maskenzug sich unterhaltend.[188] Ich fuhr fort an die poetische Aufgabe zu denken.

30. Die Wellersche Angelegenheit gefördert und abgeschlossen. Sendung von Frau Fürstin von Wolkonsky kam an. Auch ein Schreiben von Murray aus London mit einem Byronschen Manuscript. Lieber zeigte seine restaurirte alte Costumes des 16. Jahrhunderts vor. Herr von Münchhausen ließ sich anmelden. Der Zimmermann Bergmann, Schüler der Baugewerken-Schule, brachte ein Modell eines ökonomischen Landhauses. Von Jena kamen die Proben des Abdrucks der Pflanzenmetamorphose mit Übersetzung. Secretär Kräuter brachte Klagen an wegen der zu erduldenden großen Kälte bey Ausleihung der Bücher. Mittag Herr von Münchhausen von Herrengosserstedt und Ottilie. Unangenehme Bemerkung für Jagdlustige, daß die Schnepfen in Frankreich in großer Anzahl getödtet werden, deßhalb im Frühjahr bey uns von diesen vorübereilenden Gästen wenige zu erwarten sind. Bemerkungen über sonstige und gegenwärtige Bezüge der Gutsbesitzer zu den oberen Behörden. Tischer Kolster hatte die colossale Meduse aufgespannt gebracht. Manches dem Abschluß und sonstiger Förderniß näher geleitet. Gegen Abend 24 Grad Kälte. Im Theater war der Stern von Sevilla mit Beyfall gegeben worden. – Herrn Dr. Weller, Abschrift[189] des Rescripts mit Verordnung, Jena. Geburtstagschreiben an die Frau Großherzogin-Mutter.

31. Poetisches eingeleitet. Mehrere Concepte dictirt. Wölfchen übte sich im Durchzeichnen. Prinz Carl und Hofrath Soret. Letzterem legte ich die Druckbogen zur Metamorphose vor. Mittag Dr. Eckermann. Der Engländer Seymour hatte meine Biographie zu übersetzen angefangen. Es wurden einige Hefte vorgelegt, die sich, soweit man eine fremde Sprache beurtheilen kann, gut lesen ließen. Das colossale Medusenbild veranlaßt immer mehr Bewunderung. Abends Herr Canzler von Müller. Sodann Coudray, dem ich die griechischen Costumes vorwies. Meine Frau Tochter produzierte sich in ihrem eleganten Ballkleide. Wölfchen unterhielt sich und mich auf mancherley Weise. Nachts 21 Grad Kälte.


Quelle:
Goethes Werke. Weimarer Ausgabe, III. Abteilung, Bd. 12, S. 175-190.
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